Mein Austauschjahr - Bevölkerung
Die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung lebt an der Armutsgrenze, ein Drittel sogar in extremer Armut. Dem gegenüber steht ein stark konzentrierter Reichtum, so dass das Land weltweit zu den Spitzenreitern in Sachen sozialer Ungleichheit zählt. Marginalisierung, ungerechte Verteilung von Land, Gewalt und Straflosigkeit bestimmen das Leben vieler Menschen. Und die extreme Auslandsverschuldung beschneidet politische Handlungsspielräume für Wege zu einer gerechteren Gesellschaft.
"Wusstest du, dass es in Brasilien mehr Menschen europäischer Abstammung - "Weisse" - gibt als in Deutschland leben?"

Baianas - SalvadorBrasilien hat ca. 185.576.900 Einwohner (Stand 09.Jan.2006), 1960 waren es noch 70 Mill. Die Bevölkerung hat sich also in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt. Der grösste Bevölkerungszuwachs erfolgt bekanntlich in den Unterschichten und vorzugsweise im sogenannten marginalen Milieu. Grosse Familien sind in einem Land wie Brasilien ein wichtiges Element der Überlebenssicherung, da Kinder und Jugendliche schon früh ein Einkommen erzielen. Dann spielt die Haltung der katholischen Kirche Geburtenregelung eine Rolle, dritte die mangelnde Sexualaufklärung und nicht zuletzt die Einstellung des brasilianischen Mannes: ein "richtiger Mann" muss möglichst viele Kinder haben.

In den Favelas und ländlichen Gegenden mag Kinderreichtum noch sinnvoll sein. In Bezug auf die gesamte gesellschaftliche Entwicklung verschärft ein hohes Bevölkerungswachstum alle ohnehin bestehenden Probleme. Vor allem in den Städten produzieren viele Kinder in einer Familie heutzutage mehr Kosten als Nutzen. Ausserdem entstehen auch in Brasilien vor allem durch das überaus Einflussreiche Fernsehen neue Familienleitbilder. Zusätzlich wird ein grösserer Teil der Jugendlichen in Schule und Berufsausbildung integriert, wodurch sich das durchschnittliche Heirats- und Zeugungsalter verschiebt.

Die regionale Verteilung der Bevölkerung in diesem Land ist sehr ungleich. Der grösste Teil, nämlich ca. 44 Prozent, lebt in den südöstlichen Bundesstaaten; 29 Prozent leben im Nordosten, 15 Prozent im Süden, 6 Prozent im Mittelwesten und ebenfalls 6 Prozent im Norden. Entsprechend schwankt die Bevölkerungsdichte z.B. zwischen rund 300 Einwohnern pro km² in Rio und 2 in Roraima im Amazonasgebiet.

Dreiviertel der Bevölkerung lebt in den Städten. Das hat zwei wesentliche Ursachen: Zum einen die jahrzehntelange wirtschaftspolitische Bevorzugung der Industrie und den Dienstleistungen gegenüber der Landwirtschaft. Zum anderen die Verhinderung einer einschneidenden Landreform durch die konservativen Grossgrundbesitzer. Auf diese Weise konnte mit Ausnahme weniger Regionen, vor allem im Süden, kein bäuerlicher Mittelstand entstehen und es kam zu einer Landflucht verarmter Menschen in die Slums der explosiv und chaotisch wachsenden Städte.

Nicht ganz leicht lässt sich die Verteilung der Bevölkerung nach ethnischen Gruppen bestimmen. Nach der Statistik ist sie wie folgt: Weisse 53%, Mulatten 22%, Mestizen 12%, Schwarze 11% und sonstige 2%. Von den Ureinwohnern Brasiliens vermischte sich nur ein kleiner Teil nicht mit anderen Volksgruppen. Viele von ihnen leben im Amazonasgebiet. Einige hatten noch nie Kontakt zur modernen Aussenwelt. Diese Eingeborenenvölker, wie z.B. die Yanomami, sind durch die in ihren traditionellen Gebieten angelegten Behelfsflugplätze, Strassen und wegen des Bergbaus vom Aussterben bedroht. Gruppen deutscher, italienischer und japanischer Einwanderer siedelten sich im südliche Teil des Landes an, wo diese ethnischen Gemeinschaften heute noch bestehen. Brasilien beheimatet die grösste japanische Gemeinde ausserhalb Japans. Die afrobrasilianische Bevölkerung lebt zumeist in den nordöstlichen Bundesstaaten, wie z.B. in Bahia. All diese Gruppen beeinflussen die vielfältige brasilianische Kultur. Ungefähr 90% der Menschen leben auf zehn Prozent der Landesfläche. Sie wohnen überwiegend an der Ostküste in Städten von Fortaleza bis zur Grenze von Uruguay. Brasilien ist das grösste und bevölkerungsreichste Land in Südamerika.

Sprache:

Im Gegensatz zu den anderen Ländern Südamerikas, in denen Spanisch gesprochen wird, ist in Brasilien Portugiesisch die Amtssprache. Menschen, die sich im Alltag auf Portugiesisch verständigen, verstehen grösstenteils auch Spanisch. Umgekehrt ist dies zumeist nicht der Fall. Einige Brasilianer fühlen sich beleidigt, wenn sie auf Spanisch angesprochen werden. Die verschiedenen Indianergruppen verfügen über mehr als hundert verschiedene Sprachen.

Im Laufe der Zeit entwickelten die Brasilianer zunehmend eigene Wendungen und Ausdrücke, nahmen immer wieder Sprachelemente verschiedener Einwanderungsgruppen auf, vor allem aber integrierten sie sowohl indianische wie afrikanische Begriffe. Natürlich hat Brasilien auch seine ureigene Umgangssprache, seinen "Slang", seine Schimpf- und Koseworte. Brasilianer und Portugiesen brauchen daher mehrere Tage um sich gegenseitig "einzuhören".

Sehr zahlreich sind allerdings die Worte afrikanischer Herkunft. So eng lebten Sklaven und Herrschaften auf den Plantagen neben- und miteinander, dass afrikanische Idiome in der portugiesischen Sprache einfach aufgingen. Auch gibt es keine ausgeprägten Dialekte, obwohl Ausdrücke und Aussprache sowohl nach Regionen wie nach sozialer Schichtung variieren. So wird das "S" in der Gegend von São Paulo als normaler S-Laut ausgesprochen, in Rio und an der Küste am Ende eines Worte aber als "sch". Das "L" wird, wenn es der letzte Buchstabe eines Worte ist, als "U" ausgesprochen: Brasil lautet also "Braziu". Bei der einfachen Landbevölkerung fällt das "L" ganz weg: Carnaval reduziert man zu "Carnavá". Solche häufigen Auslassungen hängen sicherlich auch damit zusammen, dass Analphabeten kein "Bild vom Wort" haben. Mit seinem Schulportugiesisch wird man sich daher beim Verstehen zunächst etwas schwertun.

Mit Englisch kommt man nicht sehr weit. Meist sprechen selbst in den besten Hotels gerade einmal zwei Mitarbeiter nur ein paar Brocken. In Südbrasilien, beispielsweise in Blumenau und Pomerode, sprechen einige Einwanderer-Nachkommen noch deutsch.
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